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Weingut Hahnmühle im Alsenztal Portrait des Monats

Verantwortlicher Autor: Karl J. Pfaff / Michael H. Schmitt Mannweiler-Cölln, 29.11.2022, 21:59 Uhr
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Mannweiler-Cölln [ENA] Der erfahrene Kultur- und Weinjournalist Michael H. Schmitt hat aktuell das Bioweingut Hahnmühle, 20 Kilometer von Bad Kreuznach entfernt, in Mannweiler-Cölln im Alsenztal besucht. "Wir können mit Stolz sagen, dass wir das südlichste Weingut der Weinbauregion Nahe sind", sagt Katharina, Ehefrau von Winzersohn Johannes Karl und Schwiegertochter der Winzerin Martina und ihrem Mann Winzer Karl Peter Linxweiler.

Bis zur Gebietsreform 1969 gehörten die Rebflächen des Alsenztals noch zum Weinbaugebiet Pfalz. Vor gerade erst einmal 50 Jahren, 1971, wurde die Weinbauregion Nahe als eigenständiges Weinbaugebiet ausgewiesen, dessen Produkte bis dahin als Rheinwein vermarktet wurden. Die Neudefinition "Nahewein" hat der Region in keiner Weise geschadet, denn heute wissen Weinkenner die hochwertigen, äußerst schmackhaften Tropfen aus dem Naheland zu schätzen.

In der Tat, die Winzerfamilie bewirtschaftet den südlichsten Weinberg an der Nahe, den Steckweiler Mittelberg. "Von ihm stammen die eleganten Lagen-Rieslinge voller Finesse und mit einem ausgeprägten Geschmack nach gelben Früchten, gepaart mit einer mineralischen Würze", fügt Winzer Johannes Karl an. Der Familienbetrieb existiert in der jetzigen Form seit 1986, als Martina und Peter Linxweiler, bereits in der 7. Generation Mannweiler Weinbauern, diesen übernahmen. Doch die Geschichte der Mühle geht weit ins Mittelalter zurück. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem 13. Jahrhundert.

Die Mühlen-Anlage, diente den Grafen der Burg Stolzenberg, einer Höhenburg nur wenige hundert Meter süd-östlich auf dem Stolzenberg -289 Meter über NN- gelegen (Pfälzisches Burgenlexikon IV.2 Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde Kaiserslautern) als Bannmühle. Seit dem 12. Jahrhundert galt das Gewerbebannrecht, welches einem Grundherren das Recht sicherte eine Getreidemühle zu bauen und zu betreiben. Die Bauern der umliegenden Gemeinden waren gezwungen, ihr Getreide in diesen Mühlen mahlen zu lassen, natürlich nicht ohne den Eigentümer für die Dienstleistung man könnte sagen fürstlich zu entlohnen. 1820 ersteigerte Oswald Linxweiler II. die Mühle und baute diese zu einer Kellerei um.

Mit Hilfe der Wasserkraft des Alsenzbaches und einem ausgeklügelten mechanischen Transformationssystem, wurden mehrere Weinkeltern während der Weinlese betrieben. Damals wurden im Alsenztal noch etwa 2 000 Hektar Rebfläche bewirtschaftet. Landwirte aus der Umgebung brachten ihre Trauben in die Hahnmühle, die in der Lesezeit als Traubenannahmestelle diente. Dort wurde das Lesegut gepresst, vergoren und als Fasswein über die nahe Bahnstrecke in alle Richtungen versandt. Seit 1986 wurde die Mühle in ein reines Weingut ohne weitere landwirtschaftliche Produktion umgewandelt.

2008 begann Sohn Johannes Linxweiler eine Winzerausbildung im bekannten pfälzischen VDP Weingut Knipser im Laumersheim. Dort verbrachte er ein Jahr, worauf ein weiteres im Weingut Melsheimer in Reil an der Mittelmosel folgte. Doch der Ruf der Nahe war stark. So folgte er diesem, um im Niederhausener Gut Hermannsberg weitere Erfahrungen zu sammeln. Bei Auslandaufenthalten in Österreich, u. a. im Weingut Umathum/Burgenland und im Kamptal Schloss Gobelsburg erwarb er weitere Kenntnisse in Kellerarbeit und Weinbau. Seine Frau Katharina studierte an der Hochschule Geisenheim Internationale Weinwirtschaft mit einem Bachelor-Abschluss.

Nun bewirtschaften sie gemeinsam mit den Eltern in der nächsten Generation den ökologischen Weinbaubetrieb als Mitglied beim Naturland-Verband nach deren strengen Richtlinien. Hierbei ist es Pflicht, auf den Einsatz von Herbiziden, sowohl systemischen Insektiziden als auch Stickstoffdünger zu verzichten und den Einsatz von Fungiziden und Pflanzenstärkungsmitteln einzuschränken. Die Winzer legen verstärkten Wert auf Förderung der Artenvielfalt von Flora und Fauna, den Erhalt der natürlichen Bodenfruchtbarkeit, welche durch die Begrünung der Weinberge gefördert wird. Ebenso verzichtet man auf genmanipuliertes Pflanzenmaterial.

Ihre Anbauflächen verteilen sich auf die erstklassischen Lagen Oberndorfer Beutelstein, tiefgründig sandsteinverwittert, Oberndorfer Feuersteinrossel, ein steiniger Weinberg auf rotem Sandstein, gutes Terroir für Weiß- und Grauburgunder sowie Chardonnay. Im Oberndorfer Aspenberg mit leichtesten Böden von Sand, Silit und Tonstein stehen 35 Jahre alte Rieslingreben, aus denen sich charaktervolle Rieslinge vinifizieren lassen. Ebernburger Schlossberg und Alsenzer Elkersberg, Steckweiler Mittelberg und Cöllner Rosenberg sind mal karg, mal steinreich. Mehr als 180 Bodentypen, vom Sandstein über Tonschiefer, vulkanischem Gestein zum quarzithaltigen Porphyr ermöglichen einen vielfältigen Rebsortenspiegel.

Der Alsenztäler Mischsatz mit den inneren Werten von RZ 6,3 g/L, Säure 6,4 g/L, Alk. 12,5 % vol. überzeugt durch den typischen Duft des Traminers nach Rosen und Holunderblüten. Die Säure des Rieslings macht ihn fast unwiderstehlich. Ein fruchtbetonter Vertreter der Riesling-Weine des Weinguts ist der 2020 Riesling "Alisencia" trocken. Dieser auf Schiefer gewachsene Wein ist kompakt in seiner Struktur, klar in seinen Aromen und einer filigranen Mineralität. Mit Alk. 12,5 % Vol. und einer titrierbaren Gesamt-Säure von 7,3 g/l wird ihn jeder Riesling-Kenner mögen. Die Weinführer Eichelmann und Vinum Weinguide, beide aus dem Jahr 2022, und der LagenCup Weiß 2021 bewerten diese Hahnmühlen-Rieslinge jeweils mit 90 Punkten und mehr.

Die gleichen Weine aus dem Jahrgang 2021 entwickeln sich bereits vielversprechend. Auch in der Kategorie Sekt findet der Liebhaber prickelnder Leckereien so einiges. Insgesamt fünf Vertreter buhlen um die Gunst. Neben den Riesling-Sekten BRUT und TROCKEN macht der Blanc de Blancs BRUT mit dezenten Noten nach gelber Frucht und einem zarten Hauch von Brioche-Aromen von sich reden. Ganz speziell, weil nicht allzu oft ausgebaut, findet sich der Traminer Sekt hier in guter Gesellschaft. Ähnlich wie schon im gemischten Satz ist auch hier die typische Rosennote der Traminerrebe zu erkennen. Weitere Infos unter www.weingut-Hahnmuehle.de

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