Gedanken zu Leo Frobenius
Wien [ENA] Gerade heute, in einer Zeit wo so viele Menschen aus islamischen und afrikanischen Kulturen nach Europa drängen und der Westen vor der Aufgabe steht sie in ihre eigene Kultur zu integrieren, ist es vielleicht sinnvoll Leo Frobenius (1873-1938) interessanten ethnologischen Ansatz zu überdenken. Er versucht das ursprüngliche Afrika nicht nur rational , sondern auch anhand von Märchen und Mythen zu rekonstruieren.
Er geht auch von einer großen kulturellen Hochblüte Afrikas aus, die aber durch Kolonialisierung und Islamisierung fast vollständig zerstört wurde. Frobenius ist aber heute nicht nur für die Ethnologie wichtig, sondern auch für die Kunstgeschichte. Seine Ausstellung 1937 im Museum of Modern Art N.Y. von "Prehistoric Rock Pictures in Europe und Africa" zusammen mit Werken von Paul Klee, Hans Arp oder Joan Miro war ein großer Erfolg, umsomehr zu dieser Zeit im nationalsozialistischen Deutschland die Wanderausstellung "Entartete Kunst" zu sehen war. Paradoxerweise entpuppte sich nämlich prähistorische Felsmalerei als äußerst modern (oder umgekehrt), worauf damals Alfred H. Barr, der Gründungsdirektor des Museums of Modern Art, hinwies.
Die akademische Welt war mit der Beurteilung des Autodidakten und Quereinsteigers Leo Frobenius immer schon etwas gespalten. Sowohl seine Kulturmorphologie und Kulturkreise als Methode der Welterklärung waren dem rationalen Wissenschaftsverständnis teilweise entgegengesetzt. Nichtsdestotrotz hat das Frobenius-Institut für kulturanthropologische Forschung an der Goethe-Universität Frankfurt der äußerst reichen Frobenius Sammlung von Artefakten seiner 12 Forschungsreisen nach Afrika einen würdigen Platz gegeben. Unvergesslich auch viele seiner Schriften wie "Die Weltanschauung der Naturvölker, Schwarze Sonne Afrika (Mythen, Märchen, Magie), Paideuma (Kulturseele), Geographische Kulturkunde oder Afrika als Kulturraum.